Weingut Maria & Sepp Muster
Weingut Maria & Sepp Muster, Steiermark
Weine, geprägt von Ruhe und Balance
Größe in Hektar: 10
Durchschnittlicher Ertrag: 25 hl/ha
Zertifizierung: Demeter / Biodyvin / Respect
Südsteiermark, auch bekannt als die Toskana Österreichs. Versteckt in der hügelig-bergigen Landschaft an der Grenze zu Slowenien liegt seit 1570 der alte Hof Graf, Sitz des Weinguts Maria und Sepp Muster.
Kreisförmig entfächern sich um den Hof die steilen Weinberge, teilweise mit 70% Steigung. Ein gesegnetes Potpourri aus Mikroklimata und Böden. Ein intaktes und entschleunigendes Paralleluniversum. Geprägt von Ruhe und Balance. Ganz zum Ausdruck kommt diese natürlich in ihren Weinen. Sie vibrieren geradezu vor innerer Dichte und Spannung. Sie sind Ausdruck von Ausgeglichenheit und Präzision. Sie wollen und sollen nich den Gipfel erklimmen. Viel mehr dehnen sie sich auf einem schier unendlichen Hochplateau aus.
Die Muster Weine können problemlos wochenlang geöffnet sein, Luft scheint ihnen nichts mehr anhaben zu können. Durch das extrem selektive und saubere Arbeiten in Berg und Keller entwickeln diese Weine einen ganz natürlichen Oxidationsschutz. Dabei kommen sie komplett ohne Schwefel und andere Maniküre aus, Messinstrumente sucht man bei den Musters ebenso vergeblich. Das einzige Instrument ist die Natur höchstpersönlich.
Schon seit 2005 zertifiziert nach Demeter zählt das Weingut Muster zu den Pionieren des biodynamischen Weinbaus in Österreich. Als sie im kleinen Leutschach vor zwei Jahrzehnten die Saat für einen alternativen, vitalen, und nachhaltigen Weinbau säten, hatte man sie noch als irre bezeichnet. Die Weinwelt war für ihre Denk- und Arbeitsweise noch nicht bereit. Die Widerstände zum Verzweifeln. Der Weg steinig und voller Hindernisse. Also bündelten sie mit Gleichgesinnten ihre Überzeugungen und gründeten die Werte-Gemeinschaft Schmecke das Leben.
Heute genießen die Weine von Sepp und Maria Muster dafür größtes internationales Ansehen, wenn nicht gar Kult-Status. Man spricht von der Muster-Methode. Ich fahre zu ihnen um die Weinernte mitzuerleben. Daraus werden ein paar Monate. Vielleicht meine bis dato lehrreichste Zeit. Was ich hier lerne und erlebe, verändert meine Einstellung grundsätzlich.
Der Morgennebel ist noch feucht und klamm - Maria und Sepp Muster stehen oben am Berg und überschauen aus der Entfernung die Begrünung einzelner Rebstöcke - und damit den Reifegrad der Trauben. Die selektierten Rebstöcke werden dann mit Mützen und Shirts markiert. Die Sonne gibt dann den Startschuss und die Lese der einzelnen Reben beginnt. Kreuz und quer geht es durch die steilen Lagen. Ich spüre das erste Mal am eigenen Leibe was Weinlese bedeutet. Bei Sepp und Maria ein unglaublicher Mehraufwand. Jede einzelne Beere wird begutachtet. Nur das beste und sauberste Material kommt in die Kelter, wo sie den Beginn ihrer schonenden Weiterveredelung erfährt.
Zwischen den Reben wuchern wild und belassen Kräuter, Blumen und Pflanzen. Maria erklärt mir die schonende Umkehrerziehung der Reben. Die natürlichen Saftflüsse der Pflanze bleiben erhalten. Sie darf wachsen. Jede Rebe findet hier einen ganz eigenen Ausdruck. Vereinfachen tut es die Arbeit nicht gerade. Sich durch die Weinberge zu arbeiten ist pure Plackerei.
Der Opok, dieser für die Region so prägende lehmige Kalkmergel, verleiht allen Muster-Weinen eine ausdrucksstarke Mineralität. Die Weine Erde, Sgamninegg, Graf und Gräfin kommen von den ältesten Reben, hoch oben im Berg. Sie sind ausgestattet mit jener fast zeitlosen Ruhe. Die Opok-Linie steht für die jüngeren Reben, weiter unten im Berg, wo die lehmigen Anteile stärker sind und den Weinen eine fast quirlige Expressivität verleihen.
Die Muster Weine benötigen für optimalen Genuss viel Zeit, Ruhe und die richtige Temperatur. Sie sind so komplex und vielschichtig, dass sie sich geradezu an fast jedes Essen anzudocken wissen. Sie gehören für mich nach wie vor zu einem der größten Weinerlebnisse überhaupt.
Das berichtet Dir Ole Ortmann - ehemaliger Suffkopp und heutiger Sommelier & Gastgeber im Restaurant Lode & Stijn in Berlin. Ole hat über zwei Monate auf dem Weingut Maria & Sepp Muster gelebt und gearbeitet.