Gabi - unsere Markthallen Chefin.
Seit wann arbeitest du am Stand der Weinhandlung Suff in der Markthalle Neun?
Puh Christian ... lange, von Anfang an. Ich glaube seit 2011?!
Was hat sich durch die Corona Krise verändert?
Das ist peu a peu, aber doch sehr zügig passiert. Erst wurden die Abstände zwischen den Tischen erhöht, die Woche darauf der streefood thursday abgesagt und dann der Vorortverzehr ganz untersagt. Damit einher gingen viele Maßnahmen zum social distancing und zur Hygiene.
Alles in allem haben die "Hallenjungs" zügig und konsequent reagiert. Die Stände gleichen zum Teil kleinen "Trutzburgen", mit Plexiglasscheiben oder Klarsichtfolie zwischen Kunden und uns. Am Wochenende überwacht von netten aber auch konsequenten, professionellen Securityleuten.
Haben die Leute andere Weine gekauft als normal?
JA! Wir haben alle erwartet, dass die Leute mehr kaufen, hamstern würden, aber was tatsächlich passiert ist, ist dass die Leute teurere Weine gekauft haben, Qualität statt Quantität!
Hast du mehr oder weniger Wein getrunken?
Eher weniger, aber das liegt daran, dass ich mit mir alleine nicht trinke ;-))
Hast du andere Weine getrunken?
Nein, warum sollte ich? Ich trinke Naturweine und dabei bleibe ich. Am allerliebsten im Moment Claus Preisinger Kalk und Kiesel rot leicht gekühlt ist einfach himmlisch. Oder wenn ich mir richtig was gönnen dann darf es von Maria & Sepp Muster "Erde" sein.
Sind die Leute zu anderen Zeiten einkaufen gekommen?
Eher nicht, nein.
Die Markthalle Neun hat ja schon sehr früh auf strenge Regeln beim Einkaufen geachtet. Wie war die Stimmung zu Beginn dieser Maßnahmen unter den Händler*innen?
Am Anfang? Ganz viel Unsicherheit, Unglauben zum teil, "Das ist doch alles übertrieben" ... die Hoffnung so davonzukommen.
Existenzangst. Alles was nicht "Lebensmittel" war, hat zumachen müssen. Durch die Ansage: „Kein Vorortverzehr“ kamen dann dramatische Umsatzeinbrüche.
Aber bei denen, die beschlossen hatten irgendwie durchzuhalten war die Stimmung gut. Wir halten zusammen, wir schaffen das! Die Stände wurden "Corona-sicher" umgebaut, neue Konzepte erarbeitet, Masken wurden schon getragen, als es noch nicht offiziell Pflicht war und Abstände wurden eingehalten.
Wie war die Stimmung zu Beginn dieser Maßnahmen unter den Kund*innen?
Unsere Kund*innen waren eigentlich nur dankbar, dass wir NICHT zumachen mussten :)) und generell dafür auch bereit sich an die Sicherheitsmaßnahmen zu halten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Kund*innen sogar ganz froh waren, dass die Halle so schnell, so rigide Maßnahmen ergriffen hatte.
Mal abgesehen von den ewigen Zweiflern und Nörglern ... aber auch die haben sich dann ohne viel Murren angepasst. In der Halle lief das alles wirklich recht reibungslos ab.
Hat sich die Stimmung verändert mit zunehmender Länge der Maßnahmen?
Klar, wie überall. Wir haben in Berlin das Glück, dass wir sehr niedrige Zahlen haben, also ist die Gefahr im täglichen Leben, außer halt in den Medien, nicht sehr präsent, also neigt man dazu die Maßnahmen irgendwann als übertrieben zu empfinden.
Wollten Leute bei dir am Stand einfach ein bisschen quatschen gegen die Einsamkeit?
eigentlich nicht wirklich mehr als sonst auch aber es gibt nur noch EIN Thema!
Du gehörst mit Ü60 ja zur Risikogruppe. Hast du darüber nachgedacht zu Hause zu bleiben?
Nein, gar nicht. Ich bin da sehr pragmatisch. Ich informiere mich, und da ich nicht will, dass wir hier Zustände kriegen wie in Italien, Spanien oder Frankreich verhalte ich mich entsprechend, was gibt's da zu diskutieren?
Und in meiner "Trutzburg" in der Halle fühle ich mich absolut sicher! Außerdem sind wir ein Team! Eine Mutter mit vier Kindern, ein Mitarbeiter saß in Chile fest und musste dann in Quarantäne, einer wurde in der Firma woanders gebraucht. Ich kann ja mein Team nicht im Stich lassen.
Und privat? Da ich bin ganz erstaunlich diszipliniert und bleibe zuhause.
Dass es mal soweit mit mir kommen würde, dass ich mich brav an die Regeln halte, das hätte ich auch nicht gedacht ;-)))
Gab es rührende Erlebnisse?
Hm, ja schon, aber die werd ich nicht weitertratschen :))
Worauf freust du dich wenn alles wieder erlaubt ist (also alles was vor Corona auch erlaubt war)?
Auf Geselligkeit! Darauf mit euch allen die Party des Jahres zu feiern!!! Zusammen Essengehen, trinken, quackeln ... Gibt's bald mal wieder n geiles Konzert?
Unsere Weinreise nach Spanien und Frankreich haben wir abgesagt und wir hatten jetzt seit zwei Monaten keine Teamsitzung, keine gemeinsame Verkostung, kein Essen mit einem Winzer / einer Winzerin und keine Veranstaltung. Weinhandel geht auch ohne das alles, oder?
DAS GEHT ÜBERHAUPT GAR NICHT!!! Wie schon gesagt, wir sind ein TEAM! Und was ist ein Team, das sich nicht treffen darf? Wir brauchen den Austausch, das Anecken, das Lösungen finden, ZUSAMMEN. Und obwohl WhatsApp sehr hilfreich war, ist es doch nicht dasselbe!
Danke Gabi!